von Heike van Gunst, erschienen in BONSAI ART 182

Diese kleine bemalte Bonsai-Schale stammt von der bekannten Töpferei Tosui aus der japanischen Keramik-Stadt Seto.

182 Bonsai Schalenkunde

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Tosui hat eine lange Tradition, die sich bereits über etwa 100 Jahre hinzieht. Die hier betrachtete Schale wurde von Shikao Mizuno hergestellt, der 1942 geboren wurde und als dritte Generation der Tosui-Töpfer gilt. Er hat eine Vielzahl von glasierten, unglasierten und bemalten Schalen hergestellt, die sich mit Recht großer Beliebtheit erfreuen und noch immer rege gehandelt werden. Die bemalten Stücke sind, wie auch in diesem Fall, meistens aus braunem Ton hergestellt und mit einer hellen Glasur versehen, auf welche dann die farbigen Motive aufgemalt wurden. Die Malereien zeigen klassische Motive wie Landschaften, den Berg Fuji, Menschen in verschiedenen Szenen, Tiere oder auch die bekannte „Fuchshochzeit“. In diesem Fall sind auf den beiden langen Seiten der Schale zwei Shinto-Gottheiten abgebildet, die meist zusammen zu sehen sind. Fujin, der grün dargestellte Gott des Windes, mit seinem über den Kopf gehaltenen Sack voller Windböen, springt vor dem Hintergrund einer grau-schwarzen Wolke daher. Sein Bruder Raijin, der Gott des Donners, ist von einem Ring mit Trommeln umgeben, die er mit den Stöcken in seinen Händen schlägt. Diese beiden Gottheiten sind einerseits gefürchtete, zerstörerische Unruhestifter, andererseits werden sie aber auch als Schutzgötter betrachtet und in Trockenzeiten um Regen gebeten. Auf den kurzen Seiten der Schale sind bergige Landschaften in blau-grüner Farbe angedeutet und einige Schriftzeichen, die „Windgott“ und „Donnergott“ lauten. Die Form der Schale ist rechteckig mit leicht eingezogenen Ecken, minimal nach oben weiter werdender Wand und Wolkenfüßen. Die Maße der Schale betragen 12 cm mal 9 cm, bei einer Höhe von 3,7 cm plus 1 cm Fußhöhe. Der leicht nach innen gezogene Rand ist 7 mm breit und dunkelblau glasiert, ebenso wie die Füße. Obwohl diese Schale offenbar noch nie bepflanzt war, hat sie zwei kleine, punktförmige, goldene Kintsugi-Reparaturen am oberen Rand. Die allgemeine Machart dieses Exemplars ist ein wenig unregelmäßig und sowohl die Innenseite als auch die Unterseite des Schalenbodens sind nicht allzu sorgfältig geglättet, aber dies tut dem Charme der kleinen Shohin-Schale keinen Abbruch. Sie eignet sich für einen ausdrucksvollen kleinen Laubbaum oder einen blühenden beziehungsweise fruchtenden Baum mit einem etwas wettergegerbten Aussehen.

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